Wann gilt jemand als arm

Obwohl Deutschland eines der reichsten Länder der Welt ist, leben hier 14,1 Millionen Menschen in Armut. Etwa zwei Millionen von ihnen kommen regelmäßig zu den Tafeln.

Im Gegensatz zur absoluten Armut, die das Überleben der Betroffenen unmittelbar bedroht, wird in Wohlstandsgesellschaften wie Deutschland Armut meist als „relative Armut“ definiert: relativ im Verhältnis zum Wohlstand der übrigen Bevölkerung des Landes. Dennoch leben Betroffene im Vergleich zur übrigen Bevölkerung mit erheblichen Einschränkungen und kommen meist nur durch großen Verzicht über die Runden.

Die Armutsgrenze bezieht sich in diesem Fall auf statistische Zahlenwerte, meistens auf das durchschnittliche Einkommen. Als arm gilt, wer im Monat weniger als 60 Prozent des nationalen Mittelwerts verdient. In Deutschland liegt die Armutsgefährdungsschwelle aktuell bei 1.251 Euro pro Monat für einen Ein-Personen-Haushalt und bei 2.627 Euro für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren.

Vielen Kritikern dieses Konzeptes geht die Definition von Einkommensarmut nicht weit genug. Neben dem finanziellen Aspekt betrachten die Befürworter des so genannten Lebenslagenansatzes zentrale Lebensbereiche wie Wohnen, Bildung, Gesundheit, Arbeit, Einkommen, Kleidung, Ernährung, Transport und Kommunikationsmöglichkeiten. Als arm gilt, wer zu vielen dieser Bereiche erschwerten Zugang hat bzw. ganz von ihnen ausgeschlossen ist – und damit geringere Chancen hat, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Die Zahl der von Armut betroffenen oder bedrohten Menschen steigt in Deutschland immer weiter an. Viele sind auf staatliche Hilfe angewiesen. Die Tafeln versuchen, bedürftigen Menschen den Alltag mit Lebensmittelspenden etwas zu erleichtern.